Ginkgo

Nährstoffgruppe: Pflanzliche Extrakte & Wirkstoffe

Vorkommen und physiologische Effekte

Vorkommen in der Nahrung

Der Baum Ginkgo biloba L. findet seit langem Verwendung in der traditionellen chinesischen Medizin. Er ist das einzige überlebende Mitglied seiner Familie (Ginkgoaceae) und seiner Ordnung (Ginkgoales). Seit einigen Jahren werden Blattextrakte in der Phytomedizin weltweit u.a. zur Behandlung von zerebralen Dysfunktionen und Zirkulationsstörungen verwendet. Spezialextrakte werden von der WHO zu den Antidementiva gezählt. Als Nahrungsmittel findet der Baum lediglich in China und Japan Verwendung, wo die Kerne der Samen gegart als Beilage zu verschiedenen Gerichten oder geröstet zum Knabbern geschätzt werden.

Physiologische Effekte
Antioxidans Verminderung der Lipidperoxidation
Herz-Kreislaufsystem Reduktion der Thrombozytenaggregation

Senkung der Vollblutviskosität

Erhöhung der Vasodilation durch Freisetzung des „endothelial-derived relaxing factors“

Stabilisierung der Kapillarpermeabilität

Gehirnstoffwechsel Förderung der Sauerstoff- und Glukoseaufnahme
Erhöhung der zerebralen Hypoxietoleranz

Besondere Informationen

Inhaltsstoffe und physiologische Wirkungen des Ginkgoblattes

Ginkgo biloba, der in Asien als Tempelbaum verehrt wird, spielt in der westlichen Pharmakologie eine wichtige Rolle. Die im Ginkgoblatt enthaltenen Wirkstoffe werden aufgrund ihrer multivalenten therapeutischen Wirkungen in der Phytotherapie zur Behandlung verschiedenster Störungen und Erkrankungen mit Erfolg eingesetzt. Vor allem die zu den Terpenlactonen zählenden Ginkgolide A, B und C sowie die Flavonglykoside sind für die pharmakologischen Resultate verantwortlich.

Ihre Haupteffekte liegen in der Reduzierung der Thrombozytenaggregation, der Senkung der Vollblutviskosität, der Erhöhung der Vasodilation durch Freisetzung des „endothelial-derived relaxing factors“, der Stabilisierung der Kapillarpermeabilität, der Verhinderung pathologischer Lipidperoxidation durch antioxidative Eigenschaften, der Förderung der Sauerstoff- und Glukoseaufnahme ins Gewebe, insbesondere des Gehirns, sowie in einer Erhöhung der zerebralen Hypoxietoleranz. Zudem sind neuroprotektive, antihämorrhagische und antiödematöse Eigenschaften nachgewiesen (1).
 

Ginkgo – Antixoidans
Ginkgo biloba hat ausgeprägte antioxidative Effekte. Im Tierversuch konnten durch Ginkgosupplementierung sowohl die Prozesse der Lipidperoxidation als auch die Anzahl freier Radikale limitiert werden, wodurch ein gesteigerter aktiver Schutz der Zellmembranen nachweisbar war (2).
 
Ginkgo biloba bei zerebraler Mangeldurchblutung

Der Einsatz von Ginkgo bei der symptomatischen Behandlung von hirnorganisch bedingten Leistungsstörungen ist seit langem wissenschaftlich abgesichert. Hauptursache für die zu beobachtenden generellen Verbesserungen des Gesundheitszustands sind vermutlich die anerkannten Effekte der enthaltenen Ginkgolide und des Bilobalids auf die Thrombozytenaggregation und die Senkung der Vollblutviskosität. Dadurch erhöhen sich die Durchblutungsleistungen in den peripheren Geweben deutlich (1). Von der Verbesserung des lokalen zerebralen Blutflusses profitiert auch das Hirngewebe, wodurch sich die Erfolge von Ginkgo biloba bei der Erhöhung kognitiver Leistungen und bei der Behandlung von Hirnleistungsstörungen erklären (3).

So belegt eine placebokontrollierte Doppelblindstudie, dass 120 mg Ginkgo biloba nach vier Stunden signifikant die Konzentrationsfähigkeit und das visuelle Kurzzeitgedächtnis beim Gesunden verbessern können (4). Im therapeutischen Einsatz bei Alzheimer-Erkrankungen zeigten sich Ginkgoextrakte als ebenso effektiv wie Cholinesterasehemmer (5).

Verschiedene Studien belegen die Verbesserung der Symptomatik vor allem bei älteren Menschen (3). Eine Erhöhung der Lebensqualität für den Patienten geht einher mit geringeren Behandlungskosten sowie einer Reduzierung der psychischen und physischen Belastung von Angehörigen und Pflegepersonal (6).
 

Ginkgo bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und diabetischen Polyneuropathien
Immer mehr Studien belegen einen wirkungsvollen präventiven Einsatz von Ginkgo biloba bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Vor allem durch die antithrombotischen und antioxidativen Eigenschaften ist Ginkgo biloba für den gezielten kurativen und restorativen Einsatz insbesondere bei Thrombosen, arteriellen Störungen und Veneninsuffizienz geeignet (7).
Die Anwendung bei peripheren arteriellen Verschlusskrankheiten im Stadium II (Claudicatio intermittens) im Rahmen einer physikalisch-therapeutischen Behandlung zeigt gute Ergebnisse in Bezug auf Verlängerung der Gehstrecke unter gleichzeitiger Verringerung der Schmerzintensität (8). Bei diabetischen Polyneuropathien konnte nach vier Wochen eine signifikante Zunahme der Nervenleitgeschwindigkeit beobachtet werden (1).
 
Ginkgo bei Makuladegeneration
Bei der Prävention und begleitenden Therapie altersbedingter Makuladegeneration (AMD) zeigt eine Supplementierung mit Ginkgo-biloba-Extrakt gute Erfolge. Klinische Studien belegen eine Verbesserung der visuellen Fähigkeiten bereits nach vier Wochen. Vermutlich sorgt eine langfristige Verbesserung der Durchblutung der Retina für die erhöhte Sehschärfe. Der Anteil der Patienten mit positiven Resultaten verdoppelte sich durch die Verwendung hochdosierter Präparate. (9)
 
Ginkgo bei Schwindel und Tinnitus
Ginkgo zeigt auch positive Wirkung bei depressiven Verstimmungen, Schwindel, Ohrensausen und Kopfschmerzen. Eine Schwindelsymptomatik mit unklarer Genese konnte nach dreimonatiger Therapie bei über der Hälfte der betroffenen Patienten mit Ginkgoextrakt beseitigt werden. (1)
Therapiestudien bei chronischem Tinnitus aurium zeigten neben signifikanten Verbesserungen auch eine gute Verträglichkeit bei einer dreimonatigen Anwendung. Sowohl die Intensität als auch die Zeit bis zum Verschwinden der Ohrengeräusche waren gegenüber Placebo deutlich reduziert. (1)
Ginkgo biloba kann auch begleitend therapeutisch bei Höhenkrankheit eingesetzt werden. Lungenödeme werden zwar nicht verhindert, aber die Schwere der Symptomatik wird nachweislich reduziert. (10)

Indikation

Effekt Indikation Dosierung
Physiologische Effekte
mit niedrigen
Nährstoffdosierungen
Zur symptomatischen Behandlung von Hirnleistungsstörungen mit den Leitsymptomen Aufmerksamkeits-, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen 500 – 700 mg/d
Begleitend therapeutisch bei degenerativen und vaskulären Demenzerkrankungen und deren Mischformen 500 – 700 mg/d
Begleitend therapeutisch bei peripheren arteriellen Durchblutungsstörungen und Verschlusskrankheiten 500 – 700 mg/d
Präventiv und begleitend therapeutisch bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen 250 – 500 mg/d
Bei Vertigo und Tinnitus aurium 500 – 700 mg/d
Bei altersbedingter Makuladegeneration 500 – 700 mg/d
Begleitend bei diabetischen Polyneuropathien 500 – 700 mg/d

Einnahme

Allgemeiner Einnahmemodus
  Wann Ginkgo sollte zu den Mahlzeiten eingenommen werden.
Hinweis:
  • Die Einnahme von Ginkgo ist bei Hirnleistungsstörungen mindestens acht Wochen, bei Durchblutungsstörungen mindestens sechs Wochen erforderlich.
Nebenwirkungen
Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine Nebenwirkungen bekannt.
Kontraindikationen

Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine Kontraindikationen bekannt.

Die Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kleinkindern sollte allerdings aufgrund mangelnder Erfahrung nicht erfolgen.

Interaktionen

Interaktionen mit Arzneimitteln
Keine Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Wechselwirkungen bekannt.
Interaktionen mit anderen Nährstoffen
Keine Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Wechselwirkungen bekannt.

Referenzen

Referenzen

1) Wagner, H., Wiesenauer, M. Phytotherapie. Phytopharmaka und pflanzliche Homöopathika. 2003.
2) Boveris, A. D. et al. 2007. In vivo supplementation with Ginkgo biloba protects membranes against lipid peroxidation. Phytother Res. 21(8):735-40
3) Curtis-Prior, P. et al. 1999 Therapeutic value of Ginkgo biloba in reducing symptoms of decline in mental function. J Pharmacol.  51(5):535-41
4) Elsabagh, S. et al. 2005. Differential cognitive effects of Ginkgo biloba after acute and chronic treatment in healthy young volunteers. Psychopharmacology (Berl).
5) Wettstein, A. 2000. Cholinesterase inhibitor and Ginkgo extracts – are they comparable in the treatment of dementia? Phytomedicine. 6(6):393–401
6) Heinen-Kammerer, T. et al. 2005. The situation of patients with dementia may be rectified by Ginkgo biloba. Results of a health services research study concerning the ability of patients with dementia, quality of life of the nursing family members and total treatment costs. MMW Fortschr Med. 147 Suppl.3 :127-33
7) Zhou, W. et al. 2004. Clinical use and molecular mechanism of action of extract of Ginkgo biloba leaves in cardiovascular diseases. Cardiovasc Drug Rev. 22(4):309-19
8) Pittler, M. H., Ernst, E. 2000. Ginkgo biloba extract for the treatment of intermittent claudication: a meta-analysis of randomized trials. Am J Med. 108(4):276-81
9) Fies, P., Dienel, A. 2002. Ginkgo extract in impaired vision- treatment with special extract EGb 761 of impaired vision due to dry senile macular degeneration. Wien Med Wochenschr. 152(15-16):423-6
10) Berg, J. T. 2004. Ginkgo biloba extract prevents high altitude pulmonary edema in rats. High Alt Med Biol. 5(4):429-34

Referenzen Interaktionen:

Stargrove, M. B. et al. Herb, Nutrient and Drug Interactions: Clinical Implications and Therapeutic Strategies, 1. Auflage. St. Louis, Missouri: Elsevier Health Sciences, 2008.
Gröber, U. Mikronährstoffe: Metabolic Tuning –Prävention –Therapie, 3. Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2011.
Gröber, U. Arzneimittel und Mikronährstoffe: Medikationsorientierte Supplementierung, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2014.

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