Tinnitus

Mikronährstofftherapie

Definition
Unter „Tinnitus aurium“ (lat. tinnire „klingeln“, auris „Ohr“), umgangssprachlich auch nur Tinnitus genannt, versteht man aus medizinischer Sicht Ohrgeräusche, welche nicht auf eine äußere Schallquelle zurückzuführen sind. Je nach subjektiver Wahrnehmung des Betroffenen werden diese als Rauschen, Zischen, Sausen, Klingeln, Summen, Heulen oder Pfeifen wahrgenommen. Bei den Ohrgeräuschen als akustische Wahrnehmung handelt es sich um keine Krankheit per se, sondern um ein Symptom des Hörsystems. So kann Tinnitus auch z.B. bei Angst als normales physiologisches Phänomen auftreten. Ähnlich wie der Schmerz stellt Tinnitus sehr oft ein Warnsignal für eine Erkrankung, Fehlfunktion oder Überlastung im Ohr dar. Je nach Einteilung in akuten oder chronischen Tinnitus stehen verschiedene Formen von Therapien zur Verfügung. Sogar die chronische Form kann häufig deutlich reduziert oder sogar zum Verschwinden gebracht werden. Schätzungen zufolge leiden bis zu eine Million Österreicher zumindest einmal in ihrem Leben an Ohrgeräuschen, teilweise nur vorübergehend, teilweise aber auch ein Leben lang.
 
Symptomatik

Tinnitus äußert sich durch Töne und Geräusche unterschiedlicher Ausprägung sowie Töne in spezifischen Tonfrequenzen und Höhen, die sich auch verändern und pulsierend sein können, entweder auf einem oder auf beiden Ohren oder im gesamten Kopfbereich. Das Ohrgeräusch kann entweder als akuter Tinnitus nur kurzzeitig auftreten oder aber als chronischer Tinnitus über Monate oder Jahre hinweg bestehen bleiben. Während ein Ohrgeräusch bei der akuten Form zum ersten Mal auftritt und sich binnen Stunden wieder legt, bleibt das Ohrgeräusch bei einem chronischen Tinnitus unabhängig von der auslösenden Ursache über längere Zeit aufrecht. Je nach subjektiver Wahrnehmung und psychischer Verfassung sind die Auswirkungen der Ohrgeräusche unterschiedlich. Zu Beginn der Erkrankung empfinden viele Betroffene Tinnitus als belastender und lauter als nach einer gewissen Gewöhnungszeit. Von einem kompensierten Tinnitus spricht man dann, wenn der Betroffene mit der Geräuschbelastung zurechtkommt. Wenn dies allerdings nicht gelingt und der Tinnitus für den Betroffenen unerträglich bleibt, wird von einem dekompensierten oder auch komplexen Tinnitus gesprochen. Dieser kann in weiterer Folge mit Depressionen, Angst und Stresszuständen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Lustlosigkeit, sozialer Isolation sowie Auswirkungen auf das Privat- und Berufsleben verbunden sein. Des Weiteren wird zwischen dem seltenen objektiven Tinnitus, bei dem eine interne Schallquelle vorliegt, und dem subjektiven Tinnitus unterschieden, welcher nur vom Betroffenen selbst gehört werden kann.
 

Ursachen
Die Ursachen eines Tinnitus werden als komplex und vielfältig beschrieben und umfassen mitunter Lärmschäden bzw. Knalltrauma, Hörsturz, Innenohrschäden, Halswirbelsäulenerkrankungen, Fehlstellungen im Kieferbereich, Schwerhörigkeit oder Morbus Menière (Drehschwindelerkrankung). Ferner können auch Stress oder Probleme auf emotionaler Ebene sowie zahlreiche weitere Auslöser zu seiner Entstehung beitragen. Lärm inklusive Knalltrauma stellt aufgrund der weiten Verbreitung in den Industrienationen die häufigste Ursache von Tinnitus dar. Sehr häufig tritt Tinnitus aber auch in Kombination mit Schwerhörigkeit, Otosklerose (Erkrankung des Innenohrs), idiopathischem Hörsturz (akuter einseitig auftretender Hörverlust) und Schädel-Hirn-Trauma auf. Zusätzlich können auch degenerative Halswirbelsäulenveränderungen sowie Zähneknirschen und Störungen im Kiefergelenkbereich verschiedene Arten von einseitigem Tinnitus verursachen. Tinnitus wird auch als Nebenwirkung auf Beipackzetteln einiger Medikamente (z.B. Antidepressiva, Salicylate, Tuberkulostatika etc.) angeführt, ist in der Regel aber reversibel und dosisabhängig, es sei denn, es handelt sich um Aminoglykoside, bei welchen bleibende Schäden möglich sind. Bei etwa 45 % der Fälle spricht man aber von einem idioplastischen Tinnitus, bei dem keine eindeutige Ursache bestimmbar ist.
 
Therapie

In der Therapie eines Tinnitus beeinflusst eine gründliche medizinische Abklärung sowie eine rasche Handlungsweise durch den behandelnden Arzt maßgeblich den Verlauf. In der Regel verschwindet der akute Tinnitus bei etwa 70–80 % der Fälle durch ärztliche Behandlung der jeweiligen Ursache oder geht von allein wieder weg. Je nach Diagnose kommen in der Akutbehandlung Maßnahmen wie systematische hochdosierte Kortisontherapie als Kurzinfusion, in Tablettenform oder als intratympanale Steroidbehandlung zum Einsatz. Daneben stehen dem Betroffenen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um den chronischen Tinnitus erträglich zu machen. Zu den medizinischen Behandlungen zählen Tinnitus-Retraining-Therapie (Einsetzen eines kleinen Geräts im Ohr zur Erzeugung eines Gegengeräusches, wodurch der Tinnitus nicht mehr so stark wahrgenommen wird), eine Hörgeräteanpassung sowie Therapieangebote in spezialisierten Kliniken und Zentren. Zudem können Entspannungsübungen, Stressbewältigungsstrategien, Musik- bzw. Klangtherapie, die traditionelle chinesische Medizin (TCM) sowie der Austausch mit Gleichbetroffenen in Form von Selbsthilfegruppen die Behandlung sinnvoll ergänzen. Liegt gleichzeitig eine Angststörung oder Depression vor, kann eine Psychotherapie geeignet sein. Ziel der Therapie ist es, den Tinnitus mit Geduld überhören zu lernen. Das gelingt vielen Betroffenen bereits innerhalb des ersten Jahres.
 

Relevante Mikronährstoffe

Der Einsatz von Ginkgo biloba zeigt bei Tinnitus vielversprechende Ergebnisse. Der zugrunde liegende pharmakologische Effekt ist die Verbesserung der Mikrozirkulation im peripheren Gewebe, wodurch sich die Tinnitusintensität, der Hörverlust und die subjektive Einschätzung der Erkrankung bei Patienten positiv beeinflussen lassen.

OPC erhöhen ebenfalls die Kapillardurchblutung und eignen sich daher zum Einsatz bei Tinnituspatienten. Die Polyphenole verbessern die vaskulären Funktionen in erster Linie durch NO-vermittelte Mechanismen und verhindern oxidative Prozesse, welche die Gefäßschädigungen vorantreiben. Insbesondere der Pinienrindenextrakt Pycnogenol (sedchs Monate lang 150 mg/d) konnte in klinischen Studien die Verbesserung der Cochleadurchblutung und damit die Symptomatik signifikant verbessern.

Bei Tinnituspatienten wird häufig ein erniedrigter Coenzym-Q10-Status nachgewiesen. Und in klinischen Studien führte die Q10-Supplementierung zur signifikanten Verbesserung der Tinnitussymptomatik.

Vitamin-B12-Mangel kann das Gefäß- und Nervensystem des Gehörs beeinträchtigen und wurde bereits in der Vergangenheit mit Hörverlust und Tinnitus in Verbindung gebracht. Vorläufige Tests von Vitamin B12 zur Behandlung von Tinnitus weisen darauf hin, dass Vitamin B12 zur Verbesserung der Symptomatik führen kann.

Das Hormon Melatonin ist ein Metabolit des Tryptophanstoffwechsels und steuert den Schlaf-Wach-Rhythmus des menschlichen Körpers. Mit seinen antioxidativen Eigenschaften sowie seiner positiven Wirkung bei Schlafproblemen könnte Melatonin eine vielversprechende Behandlungsoption für Schlafstörungen durch Tinnitus sein.

Studien haben gezeigt, dass ein verminderter Magnesiumspiegel im Serum mit Tinnitus in Verbindung gebracht werden kann, was wiederum die Pathophysiologie des subjektiven Tinnitus inpliziert. Einige Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Magnesiumpräparate die Ohrfunktion verbessern, was sich wiederum positiv auf die Wahrnehmung von Tinnitus auswirken könnte.

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