Grüner Tee

Synonym(e): EGCG, Epicatechin, Epicatechingallat, Epigallocatechin, Epigallocatechingallat, Grüntee
Nährstoffgruppe: Pflanzliche Extrakte & Wirkstoffe

Vorkommen und physiologische Effekte

Vorkommen in der Nahrung
Grüner Tee stammt ursprünglich aus China, wo er vor ca. 4700 Jahren zum ersten Mal Erwähnung fand. Mittlerweile hat grüner Tee nicht nur als beliebtes Getränk den Westen erreicht, sein Blattextrakt zählt auch zu den derzeit am intensivsten erforschten Phytotherapeutika.
 
Physiologische Effekte
Stoffwechsel
  • Stoffwechselanregung durch Hemmung des Noradrenalinabbaues
  • Stimulation der Thermogenese und Oxidation von Fettsäuren
Antioxidans
  • Als Antioxidans Schutz vor UV-induzierten Schäden

Besondere Informationen

Inhaltsstoffe des grünen Tees
Grüner Tee und seine Hauptkomponenten Polyphenole, Catechine und Epigallocatechingallat (EGG) zählen zu den derzeit am intensivsten erforschten Phytotherapeutika. Der Einsatz von Grünteeextrakt bei der adjuvanten Behandlung von Adipositas und zur Anregung des Stoffwechsels ist mittlerweile gut dokumentiert, die präventiven Effekte werden durch epidemiologische Studien laufend bestätigt.
 
Anregung von Stoffwechsel und Thermogenese bei der Gewichtskontrolle
Grüner Tee kommt als einer der wenigen wissenschaftlich untermauerten Wirkstoffe in der Adipositastherapie zum Einsatz. Die im grünen Tee enthaltenen Polyphenole sind dabei unabhängig von Koffein effektiv, das ebenfalls in diesem Indikationsbereich eingesetzt werden kann. Als wesentliche Wirkkomponenten sind die Catechine Epicatechin, Epicatechingallat und das pharmakologisch aktivste Epigallocatechingallat (EGCG) beschrieben. Catechine zählen zu den sympathikomimetischen Wirkstoffen, die den Stoffwechsel aktivieren, indem sie den Abbau des anregenden Noradrenalins hemmen.1 Die Catechine erhöhen den Energieverbrauch durch die Stimulierung der Thermogenese und der Oxidation von Fettsäuren. In einer Vielzahl von Studien konnte mittlerweile eine Reduktion des Körpergewichts und des Körperfetts durch Grüntee und seine Inhaltsstoffe nachgewiesen werden.2 So zeigte die dreimonatige zusätzliche tägliche Aufnahme von 580 mg bzw. 96 mg Catechinen bei übergewichtigen Diabetikern eine signifikante Abnahme des Hüftumfangs gegenüber der Kontrollgruppe.Catechine spielen außerdem eine wichtige Rolle bei der Erhaltung des Körpergewichts nach Reduktionsdiäten (Anti-Jo-Jo-Effekt). Insbesondere das EGCG kann auf Zellebene die verstärkte Adipogenese im Gewebe hemmen, die nach einer Gewichtsreduktion in der Regel auftritt.4 Dies scheint auch durch eine Beeinflussung der Genexpression begründet zu sein, die zu einem verminderten Aufbau von Fettgewebe sowie zu erhöhter Fettoxidation und Thermogenese führt.Generell ist aber davon auszugehen, dass Grünteeextrakt bei Reduktionsdiäten und Adipositastherapien unterstützend und begleitend wirkt, als alleinige Maßnahme zur Übergewichtsreduktion aber nicht ausreicht.
 
EGCG zum Schutz vor frühem Altern und UV-induzierten Schäden
Phenole zählen unter den sekundären Pflanzenstoffen zu den stärksten antioxidativen Substanzen. In dieser Gruppe wiederum steht das Epigallocatechingallat aus grünem Tee an vorderster Stelle.6 EGCG ist ein wesentliches Antioxidans für die Epidermis und die darunterliegenden Gewebestrukturen und schützt die Haut vor UV-Schäden. Besondere Bedeutung haben die Polyphenole und Catechine für die Erhaltung der Hauteigenschaften und der Hautfunktionen6 sowie zur Prävention vor UV-bedingten DNA-Schäden an Hautzellen. Eine regelmäßige Supplementierung verbessert die UV-Toleranz, vermindert die Sonnenbrandstärke und verbessert die Hautfunktionen nach intensiver UV-Belastung.7 Klinische Studien belegen zudem fotoprotektive Effekte an peripheren Blutzellen nach UV-Exposition und Epigallocatechingallatzufuhr.8
 
Grünteeextrakt, die antioxidative Alternative für Raucher
Die mutagenen, kanzerogenen und degenerativen Eigenschaften von Nikotin und Zigarettenrauch können teilweise durch den erhöhten oxidativen Stress erklärt werden, dem Raucher ausgesetzt sind. Zur Stärkung der antioxidativen Schutzsysteme scheinen Polyphenole aus Grüntee geeignet, da sie darüber hinaus stark hemmende Effekte auf das karzinogene Potential von Nikotin haben9 und entzündliche Prozesse in rauchinduzierten Emphysemen abschwächen können.10 Vor allem das Lungengewebe wird durch die Supplementierung mit EGCG geschützt.11 Eine Interventionsstudie an Rauchern zeigte, dass regelmäßiger hoher Konsum von grünem Tee zu einer Reduzierung der oxidativen Schäden führt und damit einen Schutz vor Erkrankungen darstellt, die auf erhöhten oxidativen Stress durch Rauchen und Nikotin zurückzuführen sind.12
 
Starker antioxidativer Schutz vor radikalassoziierten Erkrankungen
Verschiedenste klinische Untersuchungen belegen die positiven Effekte von Grünteeextrakten bei radikalassoziierten Erkrankungen. So sind die neuroprotektiven Mechanismen, die dem Einsatz von Grünteephenolen bei Alzheimer und Parkinsonerkrankungen zugrunde liegen, letztlich durch die Reduzierung oxidativer Schäden bedingt.13 Auch die Hemmung von nitrosativem Stress scheint für die neuroprotektiven Eigenschaften von EGCG von Bedeutung zu sein. EGCG unterdrückt die Bildung von Peroxynitriten, die starke zytotoxische Eigenschaften haben.14 Studien zeigen außerdem einen engen Zusammenhang zwischen der regelmäßigen Aufnahme von Grünteepolyphenolen und einem verminderten Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen15 sowie einen generellen positiven Effekt bezogen auf die oxidative Kapazität von Körperflüssigkeiten.16
 
Grünteepolyphenole und ihre positiven Auswirkungen auf die Darmflora
Polyphenole, die auch reichlich im Grüntee enthalten sind, verfügen über entzündungshemmende Eigenschaften, wie auch eine Studie im Zusammenhang mit den Darmmikrobiota zeigt. Demnach führte die Verabreichung einer polyphenolreichen Ernährung (u.a. aus Grünen Tee) zu einer Veränderung der Darmflora und zum Anstieg des Metaboliten Indol-3-propionsäure, welcher über antioxidative, entzündungshemmende und neuroprotektive Eigenschaften verfügt, bei gleichzeitigem Rückgang der Entzündungswerte.17

Labordiagnostik

Nutrigenetik
Bestimmte Genstellen und deren Auswirkungen auf den Vitaminbedarf

Gen

rsNummer

Risiko SNP

Beschreibung

Empfohlene Nährstoffe

COMT

 

rs4633

T

Als Krieger-Gen bezeichnet. Verringerter Abbau von Katecholaminen wie Dopamin und Östrogen, sensitiver auf die Zufuhr von Grüntee und Cannabidiol. 

Grüner Tee, 
CBD

Nutrigenetik und Krebs

Gen/miRNA

Vorgang

Aktivitätsänderung

Prävention

Nährstoff zur Krebsprävention

RXRA

Methylierung

reduziert

Präventiv für Darmkrebs

EGCG

miR-16

Bildung

erhöht

Präventiv für Krebs

EGCG

EZH2, Klasse I HDAC

Aktivierung

reduziert

Präventiv für Brustkrebs

EGCG

P53

Acetylierung

erhöht

Präventiv für Brustkrebs

EGCG

Indikation

Effekt Indikation Dosierung
Physiologische Effekte
mit niedrigen
Nährstoffdosierungen
Zum präventiven Einsatz 300 - 400 mg/d
Begleitend zur Gewichtskontrolle, in der Adipositastherapie und zur Abmilderung des Jo-Jo-Effekts 1000 – 1500 mg/d
Zur Anregung des Stoffwechsels bei metabolischen Imbalancen 1000 – 1500 mg/d
Zur Verbesserung des antioxidativen Status und zur Behandlung von oxidativem Stress, insbesondere bei Rauchern 1000 – 1500 mg/d
Zur Verbesserung der Hautbildes, zum Schutz vor UV-bedingter Hautalterung und zur Erhaltung der Hautfunktionen nach UV-Belastung 1000 – 1500 mg/d

Einnahme

Allgemeiner Einnahmemodus
 
Wann
 
Grüntee sollte zwischen den Mahlzeiten eingenommen werden, um die Resorption anderer Mineralstoffe nicht zu beeinträchtigen.
Nebenwirkungen
Grüntee enthält natürliche Tannine, die bei empfindlichen Personen zu reversiblen gastrointestinalen Beschwerden (Übelkeit) führen können.

Hinweis:
  • Der Grünteeextrakt ist entkoffeiniert und führt daher zu keinen koffeinassoziierten Nebenwirkungen.
Kontraindikationen
Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine Kontraindikationen bekannt.

Interaktionen

Interaktionen mit Arzneimitteln
Keine Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Wechselwirkungen bekannt.
Interaktionen mit anderen Nährstoffen
Spurenelemente Die Resorption von Eisen wird bei gleichzeitiger Einnahme von Grüntee gehemmt.

Referenzen

Referenzen

1 Dulloo. A. G. et al. 2000. Green tea and thermogenesis: interactions between catechin-polyphenols, caffeine and sympathetic activity. Int J Obes Relat Metab Disord. 24(2):252-8.
2 Hursel, R. et al. 2009. The effects of green tea on weight loss and weight maintenance: a meta-analysis. Int J Obes (Lond).
3 Nagao, T. et al. 2009. A catechin-rich beverage improves obesity and blood glucose control in patients with type 2 diabetes. Obesity (Silver Spring). 17(2):310-7.
4 Diepvens, K. et al. 2007. Obesity and thermogenesis related to the consumption of caffeine, ephedrine, capsaicin, and green tea. Am J Physiol Regul Integr Comp Physiol.
5 Lee, M. S. et al. 2009. Green tea (-)-epigallocatechin-3-gallate reduces body weight with regulation of multiple genes expression in adipose tissue of diet-induced obese mice. Ann Nutr Metab. 54(2):151-7
6 Watzl, B., Leitzmann, C. 1999. Bioaktive Substanzen in Lebensmitteln.
7 Jeon, H. Y. et al. 2009. Effects of oral epigallocatechin gallate supplementation on the minimal erythema dose and UV-induced skin damage. Skin Pharmacol Physiol. 22(3):137-41.
8 Morley, N. et al. 2005. The green tea polyphenol epigallocatechin gallate and green tea can protect human cellular DNA from ultraviolet and visible radiation-induced damage. Photodermatol Photoimmunol Photomed. 21(1):15-22.
9 Santhosh, K. T. et al. 2005. Potent suppressive effect of green tea polyphenols on tobaccoinduced mutagenitiy. Phytomedicine 12(3):216-20.
10 March, T. H. et al. 2006. Modulators of cigarette smoke-induced pulmonary emphysema in A/J mice. Toxicol.
11 Chan, K. H. et al. 2009. Chinese green tea ameliorates lung injury in cigarette smoke-exposed rats. Respir Med.
12 Hakim, I. et al. 2003. Effect of increased tea consumption on oxidative DNA damage among smokers: a randomized controlled study. J Nutr. 133(10):3303S-9S.
13 Weinreb, O. et al. 2004. Neurological mechanisms of green tea polyphenols in Alzheimer’s and Parkinson’s diseases. J Nutr Biochem.15(9):506-16.
14 Kim, C. Y. et al. 2009. Neuroprotective effect of epigallocatechin-3-gallate against beta-amyloidinduced oxidative and nitrosative cell death via augmentation of antioxidant defense capacity. Arch Pharm Res. 32(6):869-81.
15 Kuriyama, S. 2008. The relation between green tea consumption and cardiovascular disease as evidenced by epidemiological studies. J Nutr. 138(8):1548S-1553S.
16 Peluso, I., and Serafini, M. 2016. Antioxidants from black and green tea: from dietary modulation of oxidative stress to pharmacological mechanisms. British Journal of Pharmacology.
17 Peron, G. et al. 2022. A Polyphenol-Rich Diet Increases the Gut Microbiota Metabolite Indole 3-Propionic Acid in Older Adults with Preserved Kidney Function. Mol Nutr Food Res. e2100349.

Referenzen Interaktionen
Stargrove, M. B. et al. Herb, Nutrient and Drug Interactions: Clinical Implications and Therapeutic Strategies, 1. Auflage. St. Louis, Missouri: Elsevier Health Sciences, 2008.
Gröber, U. Mikronährstoffe: Metabolic Tuning –Prävention –Therapie, 3. Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2011.
Gröber, U. Arzneimittel und Mikronährstoffe: Medikationsorientierte Supplementierung, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2014.

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