Histaminintoleranz

Mikronährstofftherapie

Definition

Unter einer Histaminintoleranz (HIT) versteht man eine angeborene oder erworbene Einschränkung der Aktivität des Enzyms Diaminooxidase (DAO), wodurch es zu einem verzögerten Abbau des körpereigenen Botenstoffs Histamin, sowie auch anderen biogenen Aminen kommt. Histamin wird u.a. in Mastzellen gebildet, steuert zahlreiche Vorgänge im Organismus und wird als Teil des Immunsystems bei Bedarf freigesetzt. Bei einer zu geringen DAO-Aktivität kann der Betroffene das Histamin im Körper nicht mehr auf einem gewissen Niveau halten, was eine gestörte Regulation vieler Funktionen im Körper zur Folge hat. Das kann u.a. passieren durch die erhöhte Zufuhr von Histamin durch die Nahrung, die übermäßige Freisetzung von körpereigenem Histamin, oder durch die Hemmung des enzymatischen Abbaus. Bei einem gesunden Menschen kann das anfallende Histamin rasch abgebaut werden, sodass in der Regel keine Symptome auftreten. Wenn allerdings ein Ungleichgewicht zwischen einem erhöhten Histaminspiegel oder einer verstärkten Histaminwirkung im Stoffwechsel des Histamins besteht, kommt es zu diversen allergieähnlichen Symptomen, die den ganzen Körper betreffen können. Der Schwerpunkt der Therapie einer HIT liegt in der dauerhaften Vermeidung unverträglicher Nahrungsmittel sowie anderer histaminfreisetzender Faktoren (Stress, Umwelteinflüsse, Medikamente), begleitet von Mikronährstoffen und ggf. medikamentöser Unterstützung.
 

Symptomatik

Beim vorwiegend unspezifischen Beschwerdebild lässt sich eine große Vielfalt feststellen, wobei die Art der auftretenden Symptome individuell verschieden und dosisabhängig ist. Zu den typischen Symptomen zählen u.a. laufende Nase, Atemwegsbeschwerden, Herzrasen, Bauchschmerzen, Durchfälle, Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, Hautausschläge, Juckreiz, Kopfschmerzen und Migräne, Schwindelgefühl, Menstruationsbeschwerden, sowie Müdigkeit und Schlafstörungen. Die Symptome treten vorrangig in Verbindung mit den Mahlzeiten auf, können jedoch bei Einzelnen auch länger andauern. Die ersten Beschwerden wie verstopfte Nase, Flush oder Magenprobleme können bereits 10 bis 15 Minuten nach der Nahrungsaufnahme auftreten und nach etwa 30 Minuten in Kreislaufprobleme, Durchfälle und andere Symptome übergehen. Während leicht Betroffene nur in extremen Situationen Symptome verspüren, kann die HIT in schweren Fällen zur starken Einschränkung der Lebensqualität führen.
 

Ursachen

Als Ursachen einer HIT werden die erhöhte Histaminzufuhr von außen, die übermäßige Freisetzung von körpereigenem Histamin und Histaminabbaustörungen durch die DAO angesehen. Die Zufuhr von Histamin und anderen biogenen Aminen ist abhängig von der Ernährung, wobei Histamin in den meisten Nahrungsmitteln zu finden ist, wenn auch in unterschiedlich starken Konzentrationen. Während nur einige wenige Lebensmittel als absolut histaminfrei bezeichnet werden können, weisen alle anderen Histamin auf, von geringen Spuren bis hin zu sehr hohe Mengen. In diesem Zusammenhang sind auch sogenannte Histaminliberatoren zu erwähnen, die zwar selbst kein Histamin enthalten, dieses aber im Körper freisetzen können, wodurch die Belastung an Histamin ebenfalls steigen kann. Darüber hinaus weisen andere Lebensmittel wiederum das Merkmal auf, die DAO zu hemmen oder die Aufnahme von Histamin über den Darm zu fördern. Unverträgliche Nahrungsmittel lassen sich in allen Lebensmittelkategorien finden, wobei der Frischegrad oftmals entscheidend für die Verträglichkeit ist. Daneben entsteht Histamin aber auch bei erwünschten Prozessen der Gärung, Fermentation und Reifung, um Produkte zu veredeln oder die Haltbarkeit zu verlängern, aber auch bei Verderbnisprozessen. Zu den betroffenen Lebensmitteln zählen u.a. Wurstwaren, Trockenfleisch, Fisch und Fischkonserven, lang gereifte Käsesorten, Wein, Sekt, Bier, Essig, Sauerkraut, Spinat, Paradeiser (Tomaten), Melanzani (Auberginen), Avocado, Hülsenfrüchte (Linsen, Bohnen, Soja), Pilze, Erdbeeren, Himbeeren, Zitrusfrüchte, Banane, Ananas, Kiwi, Birnen, Papaya, Guave, Nüsse, Kakao, Essig sowie viele Saucen und Gewürze, Alkoholische Getränke aber auch bestimmte Lebensmittelzusatzstoffe. Des Weiteren kann auch eine Fehlbesiedlung des Darms (Dysbiose) mit einhergehender Vermehrung von Bakterienarten, welche besonders viel Histamin und/oder andere biogene Amine produzieren, sowie auch eine verstärkte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut (Leaky-Gut-Syndrom) zu erhöhten Histaminwerten im Körper beitragen. Die histaminbedingte Symptomatik kann ihren Ursprung auch in der Psychosomatik haben, da das periphere Nervensystem bei starker Erregung (z.B. durch Stress) Histamin aus anliegenden Mastzellen freisetzt. Die Ursache von Abbaustörungen der DAO können vielfältig und mitunter angeboren, erworben, bzw. von kurzer oder langer Dauer sein. Ein Mangel an Cofaktoren der DAO (Kupfer, Vitamin C und Vitamin B6) kann ebenfalls zu einer histaminbedingten Symptomatik beitragen.
 

Diagnostik
Aufgrund der unspezifischen Symptomatik und der multifaktoriellen Ursachen erweist sich die Diagnose einer HIT im Vergleich zu anderen Nahrungsmittelintoleranzen als schwieriger und gilt daher als Ausschluss- oder Verdachtsdiagnose. Bei Verdacht auf eine HIT steht in erster Linie ein Anamnesegespräch beim behandelnden Arzt mit anschließender Differentialdiagnose im Vordergrund, um das Vorhandensein anderer Erkrankungen auszuschließen. Anschließend kann eine mehrwöchige Eliminationsdiät (= Auslassdiät) mit einhergehender Ernährungsumstellung durchgeführt werden, welche nach derzeitigem Stand als einzig zuverlässige Methode zur Diagnostik einer HIT angesehen wird. Da viele Betroffene neben ihrer HIT noch weitere unerkannte Unverträglichkeiten oder auch Allergien aufweisen können und somit die Auslassdiät möglicherweise erfolglos bleibt, sollten diese vor Beginn der Diät abgeklärt werden. Bei einer Auslassdiät wird auf alle Lebensmittel mit Histaminpotenzial konsequent verzichtet und anhand eines Ess- und Beschwerdeprotokolls im Anschluss die individuelle Toleranzschwelle bei Wiedereinführung der gemiedenen Lebensmittel ermittelt. Vermieden werden sollte neben histaminreichen Lebensmitteln auch jene, die andere biogene Amine aufweisen, sowie sogenannte Histaminliberatoren, die im Körper Histamin freisetzen und auch jene Lebensmittel, welche Hemmstoffe der Enzyme enthalten, die Histamin und andere biogene Amine im Körper abbauen. Daneben werden noch diverse laboranalytische Testmethoden zur Diagnose einer HIT angeboten, darunter die Bestimmung der DAO-Menge oder der Konzentration von Histaminblut und seinen Abbauprodukten wie z.B. Methylhistamin in Stuhl und Urin.
 
Therapie

Der Schwerpunkt der Therapie einer HIT liegt in einer histaminarmen Ernährung (siehe Ursachen), welche durch Mikronährstoffe und ggf. medikamentöse Therapie (Antihistaminika, Mastzellenstabilistoren) unterstützt werden kann. Aufgrund der Hitze- und Kältestabilität von Histamin kann es weder durch Kochvorgänge noch Einfrieren eliminiert werden. Patienten profitieren daher von einer frischen Verarbeitung von möglichst unverarbeiteten Lebensmitteln und einem raschen Verbrauch bzw. von einem sofortigen Einfrieren. Des Weiteren sollten insbesondere Allergiker auf die Allergenvermeidung sowie auf potentielle Kreuzallergien achten, da bei Allergien sehr hohe Mengen an Histamin ausgeschüttet werden. Darüber hinaus können weitere Faktoren wie Stress, körperliche Anstrengung, Chemikalien, Hitze und Kälte die Symptomatik bei bestimmten Betroffenen verstärken. Da in vielen Fällen eine Erkrankung des Verdauungstraktes die Ursache der HIT darstellt, stellt die Regeneration der Darmschleimhaut einen weiteren wichtigen Punkt der Therapie dar, sodass diese wieder genügend DAO herstellen kann. Die Zufuhr eines Präparats mit DAO kann dem Körper ebenfalls helfen, das Histamin im Darm noch vor seiner Resorption im Körper abzubauen. Wichtig ist auch die Vermeidung von bestimmten Arzneistoffe sowie Alkohol, deren Einnahme die Aktivität der DAO hemmt und dadurch den Abbau von Histamin blockiert. 
 

Relevante Mikronährstoffe

Bei einer nachgewiesenen Histaminintoleranz ist die konsequente Vermeidung histaminhaltiger Nahrungsmittel ein wesentlicher therapeutischer Faktor. Als begleitende und flankierende Maßnahmen gelten die Stärkung der Aktivität des histaminabbauenden Enzyms DAO (Diaminooxidase) sowie die Zufuhr der benötigten Mikronährstoffe. Dazu zählen insbesondere Vitamin B6, aber auch KupferZink und Vitamin C.

Da bei vielen Patienten eine Histaminintoleranz auch auf die mangelnde Bildung der DAO aufgrund einer subklinisch entzündeten Darmmukosa zurückgeführt werden kann, ist eine begleitende Behandlung der Darmschleimhaut sinnvoll. L-Glutamin ist eine Aminosäure, die den Zellen der Darmschleimhaut und des Immunsystems als Energiequelle dient und damit die durch die Intoleranz angegriffenen Zellen der Darmschleimhaut regeneriert und stärkt.

Schwarzkümmelöl (Nigella sativa) wird aufgrund seiner immunmodulierenden, entzündungshemmenden, antioxidativen und zytoprotektiven Eigenschaften seit langem zur Prävention und zur Linderung der Symptomatik bei allergischen Reaktionen eingesetzt. Klinische Studien bei Patienten mit allergischer Rhinitis, Asthma oder atopischem Ekzem untermauern die Effizienz der Anwendung in diesem Indikationsrahmen. Durch die Unterdrückung von Entzündungsmediatoren wie Prostaglandine und Leukotriene sowie durch die Erhöhung der T-Zellen- und Killerzellenaktivitäten scheint Schwarzkümmelöl auch bei Autoimmunerkrankungen als Therapeutikum geeignet zu sein.

Laboruntersuchung

Mögliche Laboruntersuchung (Labor GANZIMMUN) Detailinformation
Histamin im EDTA-Plasma Bestimmung der gesamten Histaminkonzentration im Plasma, um die etwaige Histaminbelastung einzuschätzen, welche zum Zeitpunkt der Probennahme herrscht. Darüber hinaus eignet sich die Plasmabestimmung auch zur Beurteilung von Histamin als Neurotransmitter.

Histaminintoleranz

Histamin im Stuhl Bestimmung der intestinalen Histaminkonzentration, z.B. zur weiterführenden Diagnostik bei Patienten mit Histaminintoleranz oder auch zur Beurteilung der intestinalen Fäulnisaktivität.

Histaminintoleranz 

Histamin im Vollblut Bestimmung der gesamten Histaminkonzentration im Plasma zur Einschätzung einer etwaigen Histaminbelastung, die zum Zeitpunkt der Probennahme vorliegt.

Histaminintoleranz 

Histaminmetabolismus im Urin Die Untersuchung dient besonders der Abklärung einer Histaminintoleranz (HIT). Dabei werden einerseits die Histaminkonzentration und andererseits die Konzentration der Histaminabbauprodukte Imidazolessigsäure, N-Methylhistamin und N-Methylimidazolessigsäure beurteilt. Histaminintoleranz
Komplettprofil Darmgesundheit Untersuchung von mehreren Parametern zur Beurteilung der Darmgesundheit, darunter Intestinales Mikrobiom, Verdauungsrückstände, Gallensäuren, Pankreaselastase, kurzkettige Fettsäuren, Beta-Glucuronidase, Histamin i. Stuhl, EPX i. Stuhl, Beta-Defensin 2, sekr. IgA, Lysozym, Laktoferrin, Calprotectin, Alpha-1-Antitrypsin, Zonulin, Hämoglobin Histaminintoleranz
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