L-Tyrosin

Synonym(e): Tyrosin
Nährstoffgruppe: Aminosäuren

Vorkommen und physiologische Effekte

Vorkommen in der Nahrung
L-Tyrosin zählt zu den bedingt essentiellen Aminosäuren. Neben der Zufuhr von außen kann es auch endogen aus Phenylalanin durch Hydroxylierung synthetisiert werden. Unter bestimmten Stoffwechselsituationen oder bestimmten Lebererkrankungen wird diese Aminosäure essentiell. Verschiedene eiweißreiche Lebensmittel enthalten höhere Mengen an L-Tyrosin. Dazu zählen Fleisch, Lachs und Hühnerei ebenso wie Kürbiskerne, Walnüsse, Erdnüsse und ungeschälter Reis. Auch Käse und Topfen (Quark) enthalten – vor allem im Casein – L-Tyrosin. Erstmals aus Käse isoliert, wurde L-Tyrosin auch nach diesem getauft (gr. Tyros, „Käse“).
 
Physiologische Effekte
Schilddrüse
  • Hormonsynthese von Thyroxin und Triiodthyronin 
Nervensystem
  • Neurotransmittersynthese (Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin) 
Haut
  • Präkursor für das Hautpigment Melanin 

Referenzwerte

Bedarf
Empfohlene Zufuhr Erwachsene: 13,7 mg/kg KG täglich
Kleinkinder: 68 mg/kg KG täglich 
Erhöhter Bedarf Neugeborene 
Referenzwert laut Lebensmittelkennzeichnungsverordnung   
(= 100 % TB-Kennzeichnung auf Etikett) k. A. 
Sicherheit des Nährstoffes  
UL
 
Langfristige tägliche Aufnahmemenge, bei der keine negativen Einflüsse auf die Gesundheit zu erwarten sind
150 mg/kg KG
 
NOAEL
 
Maximale Aufnahmedosis, die in Studien keine
schädigenden Auswirkungen verursachte

k. A. 

Besondere Informationen

Physiologische Funktionen von L-Tyrosin
Als Vorstufe der Neurotransmitter Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin sowie der Schilddrüsenhormone Thyroxin und Triiodthyronin ist es an neurovegetativen Vorgängen ebenso beteiligt wie an allen Stoffwechselvorgängen.
 
L-Tyrosin bei Depression und PMS
Die Substitution von L-Tyrosin zeigt therapeutischen Nutzen bei depressiven Patienten sowie bei Parkinsonerkrankungen. Dies scheint durch eine direkte Beeinflussung des Neurotransmittergeschehens bedingt. Dieser Zusammenhang begründet auch den Einsatz von Tyrosin und seiner Vorstufe Phenylalanin bei Schmerzzuständen (1) und bei PMS. (2)
 
L-Tyrosin fördert Stressresistenz
Ein weiterer Indikationsbereich sind akute und chronische Stresszustände. Hier kann L-Tyrosin einer Abnahme der geistigen und körperlichen Leistungen entgegenwirken und Aufmerksamkeit, Wachsamkeit und Stressresistenz fördern. (3)
Bei chronischem Stress ist zudem der Noradrenalinspiegel gesenkt. Dieses aus Tyrosin gebildete Hormon ist ein wirksamer Neurotransmitter des sympathischen Systems und deshalb eine wichtige Substanz zur Vermeidung stressinduzierter Schäden. (3) Auch die kognitiven Fähigkeiten, insbesondere in Stresssituationen, können durch L-Tyrosin positiv beeinflusst werden. (4)(5)
 
Leistungsförderung im Sport
Im Sport wird L-Tyrosin eingesetzt, um vor dem Wettkampf einen gesunden Spannungszustand beim Athleten zu fördern (Arousalzustand) (3). Die diskutierte anregende Wirkung wird auch von gesunden Personen zur Verbesserung von Antrieb und Leistung sowie zur Förderung von Konzentration und Wachheit genutzt.

Mögliche Mangelsymptome

Auswirkung auf Symptomatik
Allgemeinbefinden Verminderte Stressresistenz, depressive Verstimmungen, Schwäche
Nervensystem Gestörte Neurotransmittersynthese (Dopamin), reduzierte kognitive Leistungsfähigkeit

Einnahme

Allgemeiner Einnahmemodus
 
Wann
 
L-Tyrosin sollte 30 Minuten vor einer Mahlzeit innerhalb der ersten Tageshälfte eingenommen werden.
  Hinweis:
  • Präventiv: 400 – 800 mg 30 Minuten vor hohen mentalen oder stressbedingten Anforderungen.
  • Bei Depression und Schmerzzuständen eignet sich die Kombination mit L-Tryptophan. Da die beiden Aminosäuren einen entgegengesetzten Wirkungsmechanismus aufweisen, wird L-Tyrosin in der 1. Tageshälfte, L-Tryptophan in der 2. Tageshälfte und vor dem Schlafengehen empfohlen.
     
Nebenwirkungen
In seltenen Fällen kommen Schlafstörungen vor.
 
Kontraindikationen
Schwangerschaft und Stillzeit

Interaktionen

Interaktionen mit Arzneimitteln
Antiparkinsonmittel
(L-Dopa, Carbidopa)
Bei gleichzeitiger Gabe verminderte Resorption von L-Dopa und L-Tyrosin.
Schilddrüsenhormone
(L-Thyroxin)
Kann als Schilddrüsenhormonpräkursor die Wirkung von L-Thyroxin steigern.
Estrogene/Gestagene
(orale Kontrazeptiva)
Kombination von Estrogenen mit Gestagenen kann die Plasmaspiegel von Thyrosin verringern.
Interaktionen mit anderen Nährstoffen
Aminosäuren L-Tryptophan, Tyrosin, Phenylalanin, Valin, Leucin und Isoleucin behindern sich beim Transport durch die Blut-Hirn-Schranke.
Phenylalanin und Tyrosin zeigen synergistische Effekte; hohe Dosen sollten dennoch vermieden werden.

Verbindungen

Beschreibung des Mikronährstoffes
Proteinogene, nicht essentielle Aminosäure
 
Verbindungen
L-Tyrosin

Referenzen

Referenzen

1) Gröber, U. 2002. Orthomolekulare Medizin. Ein Leitfaden für Apotheker und Ärzte.
2) Burgerstein, L. 2002. Handbuch der Nährstoffe.
3) Liebermann, H. R. 2003. Nutrition, brain function and cognitive performance. Appetite. 40(3):245-54.
4) Wiesel, F. A. et al. 2005. Kinetics of tyrosine transport and cognitive functioning in schizophrenia. Schizophr Res. 74:81-9.
5) O'Brien, C. et al. 2007. Dietary tyrosine benefits cognitive and psychomotor performance during body cooling. Physiol Behav. 90(2-3):301-7.

Referenzen Interaktionen
Stargrove, M. B. et al. Herb, Nutrient and Drug Interactions: Clinical Implications and Therapeutic Strategies, 1. Auflage. St. Louis, Missouri: Elsevier Health Sciences, 2008.
Gröber, U. Mikronährstoffe: Metabolic Tuning –Prävention –Therapie, 3.
Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2011.
Gröber, U. Arzneimittel und Mikronährstoffe: Medikationsorientierte Supplementierung, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2014.

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