L-Glutathion

Synonym(e): Glutathion
Nährstoffgruppe: Aminosäuren

Vorkommen und physiologische Effekte

Vorkommen in der Nahrung
Glutathion kommt in Lebensmitteln in sehr unterschiedlichen Mengen vor. Hohe Konzentrationen enthalten Keime und Sprossen, Spargel, Hefe und Fleisch. Lagerung, Verarbeitung und Erhitzen zerstören jedoch den Vitalstoff. Verarbeitete Lebensmittel enthalten dementsprechend nur mehr geringe Mengen des Vitalstoffs.
Physiologische Effekte
Antioxidans
  • Wichtigstes intrazelluläres Antioxidans
Leber
  • Glutathion ist essentiell für Entgiftungsprozesse in der Leber
Immunsystem
  • Beteiligung am Prostaglandin- und Leukotrienstoffwechsel
Muskulatur
  • Antikatabole Wirkung
  • Regulation der Muskelproteinbilanz

Referenzwerte

Bedarf
Erhöhter Bedarf Einnahme von Paracetamol, Strahlentherapie, Zytostatika, Alter, Frühgeborene, Stress, körperliche Belastung, geringe alimentäre Proteinzufuhr 
Referenzwert laut Lebensmittelkennzeichnungsverordnung 
(= 100 % TB-Kennzeichnung auf Etikett)
 
   k. A.
Sicherheit des Nährstoffes  
UL
 
Langfristige tägliche Aufnahmemenge, bei der keine
negativen Einflüsse auf die Gesundheit zu erwarten sind
k. A.
 
NOAEL
 
Maximale Aufnahmedosis, die in Studien keine
schädigenden Auswirkungen verursachte

k. A. 

Besondere Informationen

Die physiologische Bedeutung von L-Glutathion
Das Tri-Peptid L-Glutathion ist quantitativ die wichtigste intrazelluläre Schwefelverbindung. Sie wird in der Zelle endogen aus der Aminosäure Cystein synthetisiert. Glutathion und die daraus entstehende selenhaltige Glutathionperoxidase bilden eines der wichtigsten antioxidativen Redoxsysteme im intrazelllären Raum. L-Glutathion bewahrt Zellstrukturen, Lipide, Proteine und Nukleinsäuren vor oxidativen Schädigungen durch Sauerstoff- und Wasserstoffperoxidradikale. Beim Abbau dieser freien Radikale geht die reduzierte Glutathionform in das oxidierte Glutathiondisulfid über, welches wiederum mit Hilfe eines Vitamin-B2-abhängigen Enzyms und unter Beteiligung von Niacin im Rahmen des Redoxrecyclings regeneriert wird (1). Ein enger Zusammenhang besteht zwischen der Vitamin-C-Versorgung und der Glutathionsynthese. Bei einer eingeschränkten Vitamin-C-Zufuhr nimmt die Glutathionplasmakonzentration ab und das Verhältnis des reduzierten zum oxidierten Glutathions verschlechtert sich (2).
 
Glutathion als Adjuvans bei Tumorerkrankungen
Bei Krebserkrankungen korreliert ein erniedrigter intrazellulärer Glutathionspiegel signifikant mit dem körperlichen Verfall des Patienten. Bei Brustkrebspatientinnen konnte ein reduzierter Glutathionstatus und ein damit verbundener erhöhter oxidativer Stress nachgewiesen werden (3). Eine verstärkte oxidative Belastung des Organismus steigert wiederum die Ausschüttung proinflammatorischer und kachetisch wirkender Zytokine wie Interleukin-1. Da der körperliche Verfall in direktem Zusammenhang mit der Überlebensrate eines Tumorpatienten steht, sind der Erhalt immunkompetenter Körperzellen und die Normalisierung des Glutathionstatus von zentraler therapeutischer Bedeutung (2). Die Stärkung antioxidativer Systeme bei entzündlichen Vorgängen im Krebsgeschehen, wie sie durch die Zufuhr von Glutathion bewirkt wird, ist eine wesentliche Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung (4). Klinische Anwendungen zeigen zudem, dass Glutathion verstärkt Tumorzellen in die Apoptose überführt (5) (6) sowie zytotoxische Wirkung auf Tumorzellen aufweist (7).
 
Entgiftung und Leberschutz
Glutathion ist wesentlich an der Entgiftung toxischer Stoffwechselprodukte sowie an der Detoxifizierung von Aflatoxinen, Xenobiotika und Schwermetallen im Rahmen der hepatozellulären Biotransformation beteiligt (2). Insbesondere Formaldehyd und Acetaldehyd, zwei Zellgifte, die durch Alkohol, Arzneimittel oder Pestizidbelastungen in der Leber entstehen, werden durch das reduzierte Glutathion neutralisiert. Neben der Entgiftungsleistung wird auch die Synthesekapazität der Leberzellen direkt durch den intrazellulären Glutathionbestand beeinflusst (8).
 
Der Glutathionstatus und degenerative Alterungsprozesse
Alterungsprozesse sind eng mit der Funktionsfähigkeit der intrazellulären Redoxsysteme verbunden. In einer Reihe von Geweben nimmt der Gehalt an reduziertem Glutathion mit zunehmendem Alter kontinuierlich ab. Der entstehende oxidative Stress wird für degenerative Veränderungen mit verantwortlich gemacht. So werden erniedrigte Glutathion- und Vitamin-C-Konzentrationen beispielsweise bei Patienten mit Makuladegeneration und Katarakt gefunden (2). Eine erhöhte Glutathionzufuhr kann bei degenerativen Prozessen, in denen Oxidationsschäden eine Rolle spielen, präventiv und begleitend therapeutisch eingesetzt werden (9).
 
Entzündliche Magen-Darm-Erkrankungen
Bei der Entwicklung entzündlicher Magen-Darm-Erkrankungen spielt der Glutathionstatus ebenfalls eine wesentliche Rolle. Für die Aufrechterhaltung der Integrität und des Energiestoffwechsels der Dünndarmzellen ist Glutathion generell unentbehrlich. Bei Morbus Crohn, Zöliakie und Colitis ulcerosa ist in der Regel eine Glutathionverarmung feststellbar (10). Durch die Aktivität der im Entzündungsgeschehen entstehenden Radikale wird der entzündliche Prozess perpetuiert, was zu morphologischen Schleimhautveränderungen führen kann. Eine entsprechende orale Substitution von Glutathion und die dadurch verursachte Verbesserung der Glutathionversorgung kann diesen Vorgängen entgegenwirken (11).

Mögliche Mangelsymptome

Auswirkung auf Symptomatik
Allgemeinbefinden Chronic-Fatigue-Syndrom, Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit
Erkrankungsrisiko Erhöhte Anfälligkeit für radikalassoziierte Erkrankungen, erhöhte Infektanfälligkeit durch verminderte Funktion der Immunabwehr
Muskulatur Abnahme der Körperzellmasse, Zunahme der extrazellulären Flüssigkeit (Ödeme), kataboler Stoffwechsel

Indikation

Effekt Indikation Dosierung
Physiologische Effekte
mit niedrigen
Nährstoffdosierungen
Begleitend therapeutisch bei Tumorerkrankungen und tumorbedingter Unterernährung 100 - 400 mg/d 
Therapeutisch zur Vermeidung von oxidativen Zellschädigungen bei Chemo- und Strahlentherapien 100 - 400 mg/d 
Zur Unterstützung der Leberfunktion, zur Stärkung der Entgiftungsleistung vor allem bei Schwermetallbelastung 100 - 400 mg/d
Zur generellen Stärkung antioxidativer Schutzsysteme, insbesondere bei altersbedingter Makuladegeneration und degenerativen Erkrankungen 100 - 200 mg/d 
Begleitend therapeutisch bei entzündlichen Magen-Darm-Erkrankungen 100 - 200 mg/d 

 

Einnahme

Allgemeiner Einnahmemodus
 
Wann
 
L-Glutathion sollte außerhalb der Mahlzeiten eingenommen werden.
Nebenwirkungen
In seltenen Fällen können gastrointestinale Beschwerden (Übelkeit, Durchfall, Sodbrennen) auftreten. Es gibt Einzelberichte über allergische Reaktionen mit Juckreiz, Hautrötung und Bronchospasmen.
Kontraindikationen
Säuglinge und Kleinkinder

Interaktionen

Interaktionen mit Arzneimitteln
Keine Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Wechselwirkungen bekannt.
Interaktionen mit anderen Nährstoffen
Vitamine Vitamin C und L-Gluthathion können sich bei kombinierter Gabe in ihrer Aktivität unterstützen.

Verbindungen

Beschreibung des Mikronährstoffes
Körpereigenes Tripeptid aus dem Aminosäuren L-Glutaminsäure, L-Cystein und Glycin
Verbindungen
L-Glutathion

Referenzen

Referenzen

1) Hahn, A. et al. 2005. Ernährung. Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie.
2) Gröber, U. 2002. Orthomolekulare Medizin. Ein Leitfaden für Apotheker und Ärzte.
3) Yeh, C. C. et al. 2005. Superoxide anion radical, lipid peroxides and antioxidant status in the blood of patients with breast cancer. Clin Chim Acta.
4) Huber, W., Messerschmitt, T. M. Entzündungssyndrom. 2006.Erfahrungen, Diagnose und begleitende Maßnahmen mit Antioxidantien. Zs f Orthomol Med. 1:16-21.
5) Locigno, R. et al. 2002. S-acetyl-glutathione selectively induces apoptosis in human lymphoma cells through GSH-independent mechanism. Int J Oncol. 20(1):69-75.
6) Donnerstag, B. et al. 1996.  Reduced Glutathione and s-acetylglutathione as selective apoptosis-inducing agents in cancer therapy. Cancer Letters. 10):63-70.
7) Dalhoff, K. et al. 1999 Glutathione treatment of hepatocellular carcinoma. Liver. 12(5):341-3.
8) Fuchs, N. 2001. Mit Nährstoffen heilen.
9) Maher, P. 1997. The effects of stress and aging on glutathione metabolism. Ageing Res Rev. Jun 2005; Epub.
10) Ruan, E. et al: Glutathione levels in chronic inflammatory disorders of the human colon. Nut.Research. 17(3):463-473.
11) Iantomasi, T. et al. 1998. Glutathione metabolism in Crohn’s disease. Biochem Med Metab Biol. 53(2):87-91. doi:10.1023/A:1006801803664.

Referenzen Interaktionen
Stargrove, M. B. et al. Herb, Nutrient and Drug Interactions: Clinical Implications and Therapeutic Strategies, 1. Auflage. St. Louis, Missouri: Elsevier Health Sciences, 2008.
Gröber, U. Mikronährstoffe: Metabolic Tuning –Prävention –Therapie, 3. Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2011.

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