UMP

Synonym(e): Uridin-Monophosphat, Uridinmonophosphat
Nährstoffgruppe: Neurotrope Wirkstoffe, Gelenk- & Gewebewirkstoffe

Vorkommen und physiologische Effekte

Vorkommen in der Nahrung
Uridinmonophosphat (UMP) gehört zur Gruppe der Nukleotide, die ein Grundbaustein der DNA und RNA sind. Als solches ist UMP in allen pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln enthalten.
 
Physiologische Effekte
Schmerzen
  • Schmerzreduktion durch Aktivierung von P2-Rezeptoren (P2X/P2Y) am prä- und postsynaptischen Spalt der Neurone
Nervenfunktion
  •  Unterstützung von neuronalen Reparaturvorgängen

Besondere Informationen

Rückenschmerzen – eine moderne Plage in den Industriestaaten
Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Konsultationsgründen in der hausärztlichen Praxis. Aufgrund der mit Rückenschmerzen in Zusammenhang stehenden Arbeitsausfälle, Behandlungskosten und Frühpensionierungen haben sie eine große volkswirtschaftliche Bedeutung. Epidemiologischen Schätzungen zu Folge leiden ca. 85 % der Bevölkerung in den Industriestaaten mindestens einmal in ihrem Leben an diesen Beschwerden, und in ca. 10 % der Fälle werden die Schmerzen chronisch (1). In Österreich leiden laut Bundesministerium für Gesundheit ungefähr zwei Millionen Menschen ständig unter Rückenschmerzen, (2) und im Jahr 2001 wurden mehr als acht Millionen Krankenstandstage deswegen verbraucht (3). Als Ursache wird vermutet, dass in den Industriestaaten in den letzten 50 Jahren fast 70 % der Arbeitsplätze in sitzende Tätigkeiten verlagert wurden und es dadurch zu einer körperlichen Unterforderung bei zunehmend psychomentaler Überlastung gekommen ist (4).
 
UMP – Beeinflussung des Schmerzgeschehens
Viele Patienten sprechen auf die klassische pharmakologische Schmerztherapie bei chronischen Schmerzen schlecht an. Auf der Suche nach neuen Ansätzen in der Schmerztherapie wurden Mechanismen der Nociception auf Zellebene im purinergen System untersucht, um Alternativen zu den klassischen Analgetika zu finden (5). Dabei konnte festgestellt werden, dass unter pathologischen Bedingungen die extrazellulären Purin- und Pyrimidinkonzentrationen massiv ansteigen, was ihre Rolle bei der Schmerz-wahrnehmung unterstreicht und den Einsatz in der Schmerztherapie nahelegt (6). Pyrimidine, wie Uridinmonophosphat (UMP), Uridindiphosphat (UDP) und Uridintriphosphat (UTP), bauen als Grundbausteine (Nukleotide) die Nukleinsäuren des Körpers auf. Neben dieser essentiellen Funktion fungieren Pyrimidine aber auch als Signalproteine im zentralen Nervensystem (6). Über die Aktivierung von P2-Rezeptoren (P2X/P2Y) am prä- und postsynaptischen Spalt der Neurone können Pyrimidine das Empfinden akuter und chronischer Schmerzen modulieren (7)(8).
 
UMP – in der Schmerztherapie
Klinische Studien belegen die Beteiligung von UMP am Schmerzgeschehen bzw. an der Schmerzwahrnehmung und die Effizienz in der Schmerzreduktion. Bei Patienten mit diabetischer Polyneuropathie führte die Einnahme von UMP über den Zeitraum von drei Monaten zu einer deutlichen Verminderung des Schmerzempfindens (9). In einer doppelblinden klinischen Studie wurde die Wirksamkeit von UMP in einer Kombination mit Vitamin B12 an Patienten mit akuten nicht traumatischen Schmerzen in der Lendenwirbelsäure, den Hüften oder im Nacken getestet. Die Schmerzempfindung (nach VAS-Score) konnte nach einer zehntägigen Einnahme signifikant reduziert werden (10). UMP eignet sich auch zu einer Unterstützung der klassischen Schmerztherapie mit Analgetika. Die Kombination von Diclofenac mit UMP und Vitamin B12 zeigte gute Verträglichkeit und Wirksamkeit bei Patienten mit Schmerzen im Bewegungsapparat (10).
 
UMP – Beschleunigung der Reparatur geschädigter Nerven
In Studien konnte durch die Supplementation von UMP die Nervenleitgeschwindigkeit bei vorgeschädigten Nerven deutlich erhöht werden. Bei Patienten mit Polyneuropathie verbesserte sich die sensorische Nervenleitgeschwindigkeit nach dreimonatiger UMP-Supplementierung signifikant (11). In einer weiteren Studie führte die sechsmonatige Einnahme von UMP in Kombination mit Vitamin B12 zu einer Verbesserung der somatosensibel evozierten Potentiale (SSEP) und der neurogenen Blasenfunktion bei Patienten mit spastischer Parese (12).

Indikation

Effekt Indikation Dosierung
Physiologische Effekte
mit niedrigen
Nährstoffdosierungen
Therapeutisch begleitend bei Rückenschmerzen, beispielsweise nach Diskushernie oder -prolaps, beim Facettengelenksyndrom (Entzündung und Arthrosen der Facettengelenke) sowie bei Neuralgien und Polyneuropathien 25 mg/d
Zur Verminderung des Schmerzempfindens bei Rückenschmerzen 25 mg/d
Zur Unterstützung der Nervenregeneration nach Nervenschädigungen 25 mg/d
Zur Verbesserung der Wirkung von Diclofenac bei Rückenschmerzen 25 mg/d

Einnahme

Allgemeiner Einnahmemodus
 
Wann
 
Uridinmonophosphat sollte zwischen den Mahlzeiten eingenommen werden.
Nebenwirkungen
Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine Nebenwirkungen bekannt.
Kontraindikationen
Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine Kontraindikationen bekannt.

Interaktionen

Interaktionen mit Arzneimitteln
Keine Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Wechselwirkungen bekannt.
Interaktionen mit anderen Nährstoffen
Keine Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Wechselwirkungen bekannt.

Referenzen

Referenzen

1) HTA Projektbericht. Rückenschmerzen: Diagnostik und Behandlung nach evidenzbasierten Leitlinien – Möglichkeiten und Grenzen. Wien: Ludwig Boltzmann Institut, 2008.
2) Windhager, R., Radl, R. 2006. Der Rückenschmerz. Österreichische Ärztezeitung. 7:36-44.
3) Klimont, J. et al. Österreichische Gesundheitsbefragung 2006/2007. Wien: Statistik Austria, 2007.
4) Schifferdecker-Hoch, F. et al. 2003. Muskuläre Dekonditionierung: Die Zivilisationsfalle unserer Gesellschaft? Orthop Praxis. 39:636-46.
5) Jacobson, K. A. et al. 2012. G protein-coupled adenosine (P1) and P2Y receptors: ligand design and receptor interactions. Purinergic Signal. 8(3):419-36. doi: 10.1007/s11302-012-9294-7.
6) Magni, G., Ceruti, S. 2013. P2Y purinergic receptors: new targets for analgesic and antimigraine drugs. Biochem Pharmacol. 85(4):466-77. doi: 10.1016/j.bcp.2012.10.027.
7) Köles, L. et al. 2011. P2 receptor signaling in neurons and glial cells of the central nervous system. Adv Pharmacol. 61:441-93.
8) Yousuf, A. et al. 2011. Nucleotides control the excitability of sensory neurons via two P2Y receptors and a bifurcated signaling cascade. Pain. 152(8):1899-908. doi: 10.1016/j.pain.2011.04.016.
9) Donnelly-Roberts, D. et al. 2008. Painful purinergic receptors. J Pharmacol Exp Ther. 324(2):409-15. doi: 10.1124/jpet.106.105890.
10) Muller, D. 2002. Treatment of neuropathic pain syndrome. Results of an open study on the efficacy of a pyrimidine nucleotide preparation. Fortschr Med Orig. 120(4):131-3.
11) Mibielli, M. A. et al. 2010. Treatment of acute, non-traumatic pain using a combination of diclofenac-cholestyramine, uridine triphosphate, cytidine monophosphate, and hydroxycobalamin. Proc West Pharmacol Soc. 53:5-12.
12) Cartier, L. et al. 1996. Effect of the Nucleus CMP forte in 46 patients with progressive spastic paraparesis. Randomized and blind study. Rev Med Chil. 124(5):583-7.

Referenzen Interaktionen
Stargrove, M. B. et al. Herb, Nutrient and Drug Interactions: Clinical Implications and Therapeutic Strategies, 1. Auflage. St. Louis, Missouri: Elsevier Health Sciences, 2008.
Gröber, U. Mikronährstoffe: Metabolic Tuning –Prävention –Therapie, 3. Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2011.
Gröber, U. Arzneimittel und Mikronährstoffe: Medikationsorientierte Supplementierung, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2014.

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