Molybdän

Synonym(e): Natriummolybdat
Nährstoffgruppe: Mineralstoffe & Spurenelemente

Vorkommen und physiologische Effekte

Vorkommen in der Nahrung

Molybdän ist ein Spurenelement, welches sowohl in pflanzlichen als auch in tierischen Lebensmitteln enthalten ist. Der Molybdängehalt von Lebensmitteln wird insbesondere von den Bodenverhältnissen bestimmt, auf denen die Kulturpflanzen gedeihen bzw. von denen das Nutztier frisst. Eine Humusverarmung des Bodens, ein niedriger pH-Wert bzw. die Senkung des Boden-pHs (saurer Regen) verschlechtern die Bioverfügbarkeit von Molybdän für die Pflanze. Als gute Lieferanten für Molybdän gelten Hülsenfrüchte, Weizenkeime, Getreide, Milchprodukte, Eier und Innereien. Intensivlandwirtschaft oder industrielle Verarbeitung können mit einem reduzierten Molybdängehalt in Lebensmitteln einhergehen. 

Physiologische Effekte
Purinstoffwechsel
  • Als Cofaktor der Xanthinoxidase am Abbau von Purinen in Harnsäure beteiligt
Stoffwechsel schwefelhaltiger Aminosäuren
  • Als Cofaktor der Sulfitoxidase am Abbau von schwefelhaltigen Aminosäuren (wie Taurin) beteiligt
Aldehydstoffwechsel
  • Als Cofaktor der Aldehydoxidase am Alkoholabbau in der Leber geeignet
  • Als Cofaktor der Aldehydoxidase am Abbau von Katecholaminen beteiligt

EFSA Health Claims

Health Claims EFSA Opinion
Molybdän
  • Trägt zu einer normalen Verstoffwechselung schwefelhaltiger Aminosäuren bei 
 

Referenzwerte

Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr D-A-CH
  Alter Molybdän (µg/d)
Säuglinge (Monate)
  0-4  7
  4-12  20 - 40
Kinder (Jahre)
  1-4  25 - 50
  4-7  30 - 75
  7-10  40 - 80
  10-13  50 - 100
  13-15  50 - 100
Jugendliche/Erwachsene (Jahre) Frauen Männer
  15-19  50 - 100  50 - 100
  19-25  50 - 100  50 - 100
  25-51  50 - 100  50 - 100
  51-65  50 - 100  50 - 100
  > 65  50 - 100  50 - 100
Schwangere  k. A.
Stillende  k. A.
Erhöhter Bedarf Malabsorption durch chronischentzündliche Darmerkrankungen oder nach Darmresektion, gestörte Funktion der Xanthinoxidase  
Referenzwert laut Lebensmittelkennzeichnungsverordnung  
(=100 % TB-Kennzeichnung auf Etikett) 50 µg/d
Sicherheit des Nährstoffes  
UL
 
Langfristige tägliche Aufnahmemenge, bei der keine
negativen Einflüsse auf die Gesundheit zu erwarten sind
< 2000 µg/d (laut NIH)
NOAEL
 
Maximale Aufnahmedosis, die in Studien keine
schädigenden Auswirkungen verursachte
350 µg/d
Sicherheit Die EFSA hat sich mit der Sicherheit von Molybdän beschäftigt.

Besondere Informationen

Molybdän – wichtiger Cofaktor im Enzymstoffwechsel
Im menschlichen Körper sind rund 10 mg Molybdän enthalten. Dieses Spurenelement ist für nahezu alle lebenden Organismen essentiell, da es bei einer Reihe von Metalloenzymen wie der Sulfitoxidase, Aldehydoxidase oder Xanthinoxidase als Cofaktor dient (1) (2). Die hepatische, eisen- und riboflavinhaltige Xanthinoxidoreduktase katalysiert im Purinstoffwechsel die Oxidation von Hypoxanthin über Xanthin und den weiteren Abbau von Xanthin zu Harnsäure (3). Harnsäure bzw. das Anion Urat ist neben der pathophysiologischen Bedeutung bei Gichterkrankungen ein guter Scavenger von reaktiven Sauerstoffspezies, da seine antioxidative Wirkung mit der von Vitamin C vergleichbar ist. Molybdän reguliert des Weiteren über das Enzym Sulfitoxidase den Abbau mitochondrialer schwefelhaltiger Aminosäuren sowie die Metabolisierung von Sulfit in Sulfat (4). Zudem ist es als Cofaktor der Aldehydoxidase am Alkoholabbau und dem Stoffwechsel von Pharmaka beteiligt (3).
 
Erkrankungsbedingte defizitäre Molybdänversorgung
Während nutritivbedingte Molybdänmängel nicht dokumentiert sind, kann es in Folge einer Darmresektion sowie durch chronischentzündliche Darmerkrankungen oder hepatobiliäre Erkrankungen zu einer Molybdänunterversorgung kommen (4). Auch eine übermäßige Zufuhr an Kupfer, Sulfat oder Wolfram kann die Molybdänresorption beeinträchtigen und in weiterer Folge zu einem Molybdändefizit führen. Dieses kann sich durch Übelkeit, Erbrechen, Nachtblindheit, Sehstörungen oder Tachykardien äußern. Eine defizitäre Molybdänversorgung kann zudem das Risiko für Xanthinsteine und Nasopharyngeomen erhöhen. (1).

Mögliche Mangelsymptome

Auswirkung auf Symptomatik
Allgemeinbefinden Übelkeit, Kopfschmerzen, Tachykardie, Nachtblindheit
Stoffwechsel Verminderter Abbau toxischer, schwefelhaltiger Aminosäuren
Vermehrte Taurinausscheidung
Vermehrte Xanthinausscheidung und damit erhöhtes Risiko für Xanthinsteinbildung
Nervensystem Epileptische Anfälle
Einschränkung der Gedächtnisleistung

Indikation

Effekt Indikation Dosierung
Physiologische Effekte
mit niedrigen
Nährstoffdosierungen
Bei einem labordiagnostisch festgestellten erniedrigten Molybdänstatus 200 µg/d
Zur gezielten Behandlung von Molybdänmangelzuständen wie Xanthinurie, erhöhte Sulfitempfindlichkeit, Aminosäureintoleranz oder Störungen des Purinabbaus 200 µg/d
Zur Prävention eines Molybdänmangels bei hoher Kupfersupplementierung 200 µg/d
 

Einnahme

Allgemeiner Einnahmemodus
 
Wann
 
Molybdän sollte zwischen den Mahlzeiten (60 Min. zuvor) eingenommen werden, da andere Mikronährstoffe und Nahrungsbestandteile die Resorption stören können.
Nebenwirkungen
Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine Nebenwirkungen bekannt.
Kontraindikationen
Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine Kontraindikationen bekannt.

Interaktionen

Interaktionen mit Arzneimitteln
Keine Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Wechselwirkungen bekannt.
Interaktionen mit anderen Nährstoffen
Spurenelemente Kupfer und Sulfat können die Molybdänresorption beeinträchtigen.

Verbindungen

Beschreibung des Mikronährstoffes
  • Spurenelement
  • Formel: Mo
  • Ionen: Mo4+, Mo5+, Mo6+
     
Verbindungen
Erlaubt sind sechswertige Mo-Verbindungen:
  • Ammoniummolybdat (Molybdän VI)
  • Kaliummolybdat (Molybdän VI) 
  • Natriummolybdat (Molybdän VI)
     

Nur Molybdän(VI)Verbindungen werden verwendet

Referenzen

Referenzen

1) Gröber, U. Mikronährstoffe. Prävention Therapie, Metabolic Tuning. 2011.
2) Hahn, A. et al. Ernährung. Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie. 2006.
3) Biesalski, H. K. et al. 2010. Ernährungsmedizin. Nach dem neuen Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer. Thieme Verlag.
4) Gröber, U. Orthomolekulare Medizin. Ein Leitfaden für Apotheker und Ärzte. 2008.

Referenzen Interaktionen
Stargrove, M. B. et al. Herb, nutrient and drug interactions: Clinical implications and therapeutic strategies, 1. Auflage. St. Louis, Missouri: Elsevier Health Sciences, 2008.
Gröber, U. Mikronährstoffe: Metabolic Tuning –Prävention –Therapie, 3. Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2011.
Gröber, U. Arzneimittel und Mikronährstoffe: Medikationsorientierte Supplementierung, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2014.

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