Beta-Carotin

Synonym(e): Dunaliella salina
Nährstoffgruppe: Vitaminoide, Antioxidantien

Vorkommen und physiologische Effekte

Vorkommen in der Nahrung

Beta-Carotin gehört zur Gruppe der Carotinoide. Beta-Carotin ist ein orangeroter sekundärer Pflanzenfarbstoff. Besonders reich an Beta-Carotin sind Karotten und Kürbis, gelbe bis orange Früchte wie Kakis, Aprikosen, Papayas, Mangos, Nektarinen, Pfirsiche, Birnen, Sanddorn oder dunkelgrünes Gemüse wie Spinat, Brokkoli, Endivien, Chicorée, Kresse, Blätter von Roter Rübe oder Löwenzahn.
 

Physiologische Effekte
Provitamin A
  • Beta-Carotin ist eine wichtige fettlösliche Vorstufe für Vitamin A und wird in der Darmschleimhaut zu Retinol reduziert.
Antioxidans
  • Sauerstoffradikalfänger
  • Hemmung der Lipidperoxidation
  • Antioxidativer Lichtschutz
Immunabwehr
  • Erhöhung der NK-Zellaktivität
  • Proliferation der B- und T-Zellen

EFSA Health Claims

Health Claims EFSA Opinion
Beta-Carotin
 
  • Trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei
  • Trägt zum Erhalt normaler Schleimhäute bei
  • Trägt zum Erhalt normaler Sehkraft bei
  • Trägt zum Erhalt normaler Haut bei 

 

Referenzwerte

Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr D-A-CH
  Alter Beta-Carotin-Retinol (mg-Äquivalent/d)
Säuglinge (Monate)
  0-4 0,5
  4-12  0,6
Kinder (Jahre)
  1-4  0,6
  4-7  0,7
  7-10  0,8
  10-13  0,9
  13-15  1,05
Jugendliche/Erwachsene (Jahre) Frauen Männer
  15-19  0,9 1,1
  19-25  0,8  1,0
  25-51  0,8  1,0
  51-65  0,8  1,0
  > 65  0,8  1,0
Schwangere  1,1
Stillende  1,5
Erhöhter Bedarf  
Besondere Risikogruppen für
einen Mangel
Personen mit hoher Sonnenexposition, Diabetes mellitus, Makuladegeneration
Referenzwert laut Lebensmittelkennzeichnungsverordnung Beta-Carotin

Umrechnung in Retinoläquivalente (RÄ) möglich:
(6 µg Beta-Carotin = 1 µg RÄ = 1 µg Vitamin A).

Beispiele:

  • 6 mg Beta-Carotin = 1000 µg Vitamin A
  • 1 mg Beta-Carotin = 167 µg Vitamin A
 k. A.
Sicherheit des Nährstoffes  
UL
 
Langfristige tägliche Aufnahmemenge, bei der keine negativen Einflüsse auf die Gesundheit zu erwarten sind (EFSA: gültig für die allg. Bevölkerung inkl. schweren Rauchern). 15 mg/d
NOAEL
 
Maximale Aufnahmedosis die in Studien keine
schädigenden Auswirkungen verursachte.
Studien vorhanden von 25 mg/d über zehn Jahre ohne Nebenwirkungen.
k. A.
Sicherheit Die EFSA hat sich mit der Sicherheit von Beta-Carotin beschäftigt.

Status laut Österreichischem Ernährungsbericht 2012

Beta-Carotin-Status bei Schulkindern

Abb.1: Beta-Carotin-Statusbewertung im Vergleich zur Beta-Carotin-Aufnahme bei Schulkindern (7-14 Jahre), nach Geschlecht

 Beta-Carotin-Status bei Erwachsenen

Abb. 2: Beta-Carotin-Statusbewertung im Vergleich zur Beta-Carotin-Aufnahme bei Erwachsenen (18 - 64 Jahre), nach Geschlecht

 Beta-Carotin-Status bei Senioren

Abb. 3: Beta-Carotin-Statusbewertung im Vergleich zur Beta-Carotin-Aufnahme bei Seniorinnen und Senioren (65-80 Jahre), nach Geschlecht

Besondere Informationen

Carotinoide und ihre physiologischen Funktionen

Als wirkungsvolle Antioxidantien können Carotinoide freie Peroxylradikale und Singulettsauerstoff binden sowie die Lipidperoxidation durch UVB-, Röntgen- und Höhenstrahlung verhindern. Die verschiedenen Carotinoidformen haben dabei unterschiedliche Ansatzpunkte, können sich aber in ihren Funktionen ergänzen und verstärken. Zu den wichtigsten Carotinoiden zählt das Beta-Carotin, das als bioaktive Vorstufe für Vitamin A fungiert. Dadurch ist es zwar indirekt, aber dennoch wesentlich an der embryonalen Entwicklung, an der Sehfunktion und an der Zelldifferenzierung der Endothelien beteiligt. Beta-Carotin selbst wird in der Haut und in den Zellen der Retina verstärkt eingelagert, um dort direkt als Antioxidans gegen UV-induzierte freie Radikale wirken zu können.

Fotoprotektion durch Carotinoide
Fotooxidative Prozesse spielen eine wesentliche Rolle bei der Entstehung von Hautveränderungen und Hautschädigungen. Eine erhöhte UV-Exposition tritt nicht nur während der Sommer- und Urlaubszeit auf, sondern kann auch bereits bei kurzen Aufenthalten im Freien bestehen, bei denen meist auf einen topischen Sonnenschutz (Sonnencreme) verzichtet wird. Carotinoide, vor allem das Beta-Carotin, werden zur Langzeitprophylaxe vor Lichtschäden eingesetzt. Die Einnahme von 15 - 30 mg Beta-Carotin pro Tag über einen Zeitraum von zehn Wochen führt zu einer verminderten Ausprägung eines UV-induzierten Erythems (1). Auch eine weitere Studie zeigt, dass die erhöhte Zufuhr von 30 mg/Tag Beta-Carotin signifikant vor Hautalterung schützt (2). Um einen vollständigen Schutz bei starker Sonnenexposition zu gewährleisten, sind zusätzliche topische Maßnahmen allerdings unverzichtbar.
 
Carotinoide zur Tumorprävention
Durch ihre ausgeprägten antioxidativen Eigenschaften sind die Carotinoide auch  zum präventiven Einsatz bei verschiedenen Krebserkrankungen von Interesse. Als potente Stimulatoren der zellvermittelten Immunabwehr und durch die Hemmung der Initiation der Tumorzellen können durch eine optimierte Versorgung signifikante antikanzerogene Effekte erreicht werden. In epidemiologischen Studien, z.B. der Linxian-Studie, wurde eindeutig ein Zusammenhang zwischen Beta-Carotin-, Vitamin-E- und Selengaben und einem verminderten Krebsrisiko aufgezeigt (3). Ein erhöhter Carotin- und Carotinoidplasmawert bei Männern korreliert mit einem verminderten Prostatakrebsrisiko, kann aber das Fortschreiten einer Erkrankung nicht verhindern (4)(5). Dies deckt sich mit In-vivo-Studien, die belegen, dass Beta-Carotin in erster Linie die Initiation einer Tumorzelle, aber nicht deren Progression hemmt (3).
 
Natürliche Quellen für Carotinoide
Die grüne Meeresalge Dunaliella salina eignet sich zum therapeutischen Einsatz bei verschiedenen Indikationen, da sie eine konzentrierte und gut verfügbare natürliche Quelle für verschiedene Carotin- und Carotinoidverbindungen darstellt. Klinische Studien konnten zudem belegen, dass Dunaliellacarotinoide einen höheren antioxidativen Schutz (6) und eine verbesserte biologische Aktivität (7) im Vergleich zu synthetischem Beta-Carotin bzw. zu einer alleinigen Beta-Carotinsubstitution aufweisen. Im Zusammenspiel mit den sauerstoffhaltigen Carotinoiden Zeaxanthin und Lutein, die zur Gruppe der Xanthophylle zählen und in der Tagetesblüte vorkommen, entsteht ein synergistischer Verbund, der als effizientes antioxidatives System an den verschiedenen Zielorganen wirkt. Die Carotinoide aus Tagetes haben auch in höheren Dosierungen keine nachgewiesenen negativen Effekte (8).
 
Beta-Carotinsupplementierung bei Rauchern
Die Resultate verschiedener Interventionsstudien (z.B. CARET-Studie und ATBC–Studie) in Bezug auf Beta-Carotinsupplementierung und Lungenkrebsrisiko führen oft zu Unklarheiten, was den Einsatz von Carotinoidsupplementen bei Rauchern betrifft. Zwar wurde in diesen Studien eine Erhöhung des Lungenkrebsrisikos bei den teilnehmenden rauchenden Probanden gefunden, eine genauere Analyse der Ergebnisse führte bei Experten zu der mittlerweile anerkannten Meinung, dass diese Studien durch die Auswahl der Teilnehmer den Anspruch eines primärpräventiven Studiendesigns nicht erfüllen. In beiden Studien handelte es sich um ein Hochrisikokollektiv, das sich aus relativ alten chronischen Rauchern zusammensetzte (3). Auch lag die aufgenommene Menge an Beta-Carotin bei beiden Studien mit 20 mg/Tag im oberen Dosierungsbereich. Grundsätzlich sollte jedoch bei chronischen älteren Rauchern eine orthomolekulare Stärkung der antioxidantiven Systeme eher über Polyphenole aus grünem Tee erfolgen.
 
Umstrittene Beta-Carotinrestriktion bei Schwangeren und Stillenden
Vitamin A zählt zu den kritischen Vitaminen in der Schwangerschaft und Stillzeit, da sich der Vitaminbedarf bei Schwangeren um 40 %, bei Stillenden sogar um 90 % erhöht. Vitamin A wird besonders für die Entwicklung und Reifung der kindlichen Lunge benötigt. Allerdings kann eine langfristige Überdosierung zur Schädigung des Fötus führen. Für Beta-Carotin als Vorstufe von Vitamin A gilt dies nicht. Dennoch wurde von nationalen Behörden eine Beschränkung der Beta-Carotinzufuhr für Schwangere durchgesetzt, in einigen Ländern Beta-Carotin in Vitaminsupplementen für Schwangere sogar vollkommen verboten. Diese Maßnahme wird von führenden Ernährungswissenschaftlern und Ärzten heftig kritisiert. So fordert Prof. Hans Konrad Biesalski (Universität Hohenheim, Deutschland) dringend, die Warnhinweise bzgl. Beta-Carotin auf den Etiketten zu überdenken und stattdessen Schwangere und Stillende auf die Gefahren einer Unterversorgung mit Vitamin A bzw. Beta-Carotin für die Entwicklung des Fötus hinzuweisen (9).

Labordiagnostik

Parameter Substrat Referenzwert Beschreibung
Beta-Carotin Serum/Plasma 150 - 1250 µg/l Nüchtern (12 h Nahrungskarenz).
Hochdruckflüssigkeitschromatographie
mit UV-Detektion nach Enteiweißung der Serumproben und nachfolgender Extraktion von Beta-Carotin in n-Hexan.
Interpretation
Verminderte Werte Unzureichende Versorgung mit Beta-Carotin
Erhöhte Werte Supplementierung mit Beta-Carotinpräparaten
Lange Halbwertszeit, daher erst nach mehreren Wochen wieder im Normbereich

Mögliche Mangelsymptome

Auswirkung auf Symptomatik
Oxidativer Stress Verminderte Oxidation von LDL-Partikeln und PUFAs in den Zellmembranen
Haut Erniedrigung der Erythembildung
Radikalassoziierte Erkrankungen Erhöhtes Risiko für Herzinfarkt, Katarakt und Tumore
Immunsystem Vermehrte Infektanfälligkeit
Abnahme der zellvermittelten Immunität

Indikation

Effekt Indikation Dosierung
Physiologische Effekte
mit niedrigen
Nährstoffdosierungen
Zur Prävention und Therapiebegleitung bei altersbedingter Makuladegeneration (AMD) 15 - 60 mg/d
Zum Schutz und zur Prävention von radikalassoziierten Erkrankungen, insbesondere der Haut und des Auges 5 - 20 mg/d
Präventiv und therapiebegleitend bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen 5 - 30 mg/d
Tumorprävention und therapiebegleitend bei Tumorerkrankungen 5 - 30 mg/d
Pharmakologische Effekte
mit hohen Nährstoffdosierungen
Zur präventiven Erhöhung des körpereigenen Grundschutzes vor UV-bedingtem Erythem 100 - 180 mg/d

Einnahme

Allgemeiner Einnahmemodus
 
Wann
 

Beta-Carotin sollte zu oder nach den Mahlzeiten eingenommen werden. 

Hinweis: Zur Verringerung der Lichtempfindlichkeit der Haut sollte Beta-Carotin bereits vier Wochen vor Sonnenexposition eingenommen werden.

Nebenwirkungen
Beta-Carotin kann bei langfristiger und hoher Dosierung (> 3 Wochen, > 30 mg/d) zu einer harmlosen Gelbfärbung der Haut führen.
Beta-Carotin kann keine Hypervitaminose A verursachen.
Kontraindikationen
Leberschäden, Niereninsuffizienz

Interaktionen

Interaktionen mit Arzneimitteln
Estrogene (Medroxyprogesteron) Medroxyprogesteron kann Beta-Carotin- und Vitamin-A–Spiegel verändern.
Antihelmintika (z.B. Pyrantel, Mebendazol) Vitamin-A-Mangel steht mit einem erhöhten Risiko für Wurminfektionen in Zusammenhang, Vitamin-A- oder Beta-Carotineinnahme verbessert die Therapie.
Interaktionen mit anderen Nährstoffen
keine Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Wechselwirkungen bekannt.

Verbindungen

Beschreibung des Mikronährstoffes
Beta-Carotin ist ein fettlösliches Provitamin, das ausschließlich in Pflanzen vorkommt, aber auch synthetisch hergestellt werden kann.

Referenzen

Referenzen

1) Stahl, W., Krutmann, J. 2006. Systemische Photoprotektion durch Karotinoide. Der Hautarzt. 57(4):281-285.
2) Cho, S. et al. 2010. Differential Effects of Low-Dose and High-Dose Beta-Carotene Supplementation on the Signs of Photoaging and Type I Procollagen Gene Expression in Human Skin in vivo. Dermatology 221, Nr. 2: 160–171. doi:10.1159/000305548.
3) Hahn, A. et al. 2005. Ernährung. Physiologische Grundlagen, Prävention und Therapie. Stuttgart (Wiss. Verlag-Ges.).
4) Chang, S. et al. 2005. Relationship Between Plasma Carotenoids and Prostate Cancer. Nutrition and Cancer 53, Nr. 2: 127–134. doi:10.1207/s15327914nc5302_1.
5) Persson, C. et al. 2008. Plasma levels of carotenoids, retinol and tocopherol and the risk of gastric cancer in Japan: a nested case-control study. Carcinogenesis 29, Nr. 5:1042–1048. doi:10.1093/carcin/bgn072.
6) Murthy, K. et al. 2005. In vivo antioxidant activity of carotenoids from Dunaliella salina — a green microalga. Life Sciences 76, Nr. 12:1381–1390. doi:10.1016/j.lfs.2004.10.015.
7) Murthy, K. et al. 2005. Comparative Evaluation of Hepatoprotective Activity of Carotenoids of Microalgae. Journal of Medicinal Food 8, Nr. 4:523–528. doi:10.1089/jmf.2005.8.523.
8) Harikumar, K. B. et al. 2008. Toxicity Profile of Lutein and Lutein Ester Isolated From Marigold Flowers (Tagetes erecta). International Journal of Toxicology 27, Nr. 1:1–9. doi:10.1080/10915810701876265.
9) Strobel, M. et al. 2007. The importance of β-carotene as a source of vitamin A with special regard to pregnant and breastfeeding women. European Journal of Nutrition 46, Nr. S1:1–20. doi:10.1007/s00394-007-1001-z.

Referenzen Interaktionen
Stargrove, M. B. et al. Herb, Nutrient and Drug Interactions: Clinical Implications and Therapeutic Strategies, 1. Auflage. St. Louis, Missouri: Elsevier Health Sciences, 2008.
Gröber, U. Mikronährstoffe: Metabolic Tuning –Prävention –Therapie, 3. Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2011.
Gröber, U. Arzneimittel und Mikronährstoffe: Medikationsorientierte Supplementierung, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2014.

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